Auf dem Weg dort hin zunächst Station an der Nachbildung einer slawischen Burg in Raddusch. Leicht zu erreichen von der Autobahn 13 aus, südlich von Berlin.

 

Zwei Erkenntnisse: die Burg ist eigentlich aus Beton und birgt in ihrem Wall ein Museum über die Kultur der Slawen im heutigen Brandenburg. Das Reich der Slawen reichte einmal bis hinter Regensburg und umschloss auch weite Teile des Gebietes westlich des Harzes. Zweiter Aha-Effekt: Die Slawen hatten in der auslaufenden Bronzezeit mit einer selbstgemachten Klimakrise zu tun. Der exzessive Handel mit Bronzeartikeln und die dazugehörige Hüttenindustrie haben den Wäldern arg zugesetzt. Die Folge war eine Versteppung der Landschaft. Irgendwann hat man es dann nicht mehr geschafft, den Flugsand von Höfen und Feldern zu schippen und das Volk begann ein unfreiwilliges Nomadendasein. Die nächste Klimakatastrophe wir heftiger, denn für ein Nomadendasein im Weltall fehlen noch die technischen Voraussetzungen.

 

Eine freundliche Einladung bescherte uns ein Wochenende auf dem Schloss Ksiaz (ausgesprochen wird das „kschions“), Fürstenstein, südwestlich von Wrozlaw, (empfehlenswertes Hotel im Schloss, DZ ca. 70 € inkl. Frühstück). Nachdem ich in Lateinamerika immer den Sprachdeppen machen musste, konnte ich endlich mal mit „ausbaufähigen“ Polnischkenntnissen aufwarten, zumindest so lange, bis es an mir war, die Speisekarte zu übersetzen.

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Ksiaz – das ist ein Schloss mit ca. 400 Räumen und einer in den letzten Jahren des 2. Weltkrieges angelegten Bunkeranlage. Zahlreiche Häftlinge des KZ Groß-Rosen wurden hier totgeschuftet. Die Besitzerfamilie, deutscher Bergwerksadel, war bei Hitler in Ungnade gefallen, weil Söhne des Hauses auf englischer und französischer Seite gegen Hitler kämpften. Darauf hin wurde das Schloss enteignet und als Residenz für Hitler vorgesehen. Die meisten Teile des Gebäudes stammen vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Wenig stilechtes hat die Zeiten und die ständige Umbauerei überlebt.

 

Dennoch ein imposanter Bau, vor allem, wenn er durch ein Feuerwerk illuminiert wird.

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Den Samstagnachmittag verbrachten wir in Wrozlaw. Ich hatte die Stadt 25 Jahre nicht gesehen und war positiv überrascht, wie wunderbar sich alles verändert hat. Vielleicht hatte ich auch all zu düstere Erinnerungen, denn bei meinem letzten Besuch bin ich mit schwerer Kraxe an einem verregneten Tag durch die Stadt gelaufen, um trampend den nächsten Lift zu erwischen.

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Auf der Rückfahrt fanden wir dann noch das ultimative Zeichen dafür, das Polen kurz vor dem wirklichen Fortschritt steht. Immerhin wurde die Freiheit der Teletubbies gerade noch verteidigt!

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Am Sonntag dann eine ernüchternde Heimaterfahrung. Wir hatten Simon den Besuch der Förderbrücke F 60 bei Großräschen versprochen. Wir wussten aber nicht genau wo das ist und wurden vom Tankstellenpersonal glatt in das ca. 30 km entfernten Knappenrode geschickt. Der Schaden hielt sich in Grenzen. In der dortigen alten Brikettfabrik fanden die Fabrikfestspiele statt. Die seit den 20iger Jahren in weiten Teilen unverändert gebliebene Fabrik konnte besichtigt werden. Das war was fürs Auge und den Liebhaber alter Industriedenkmale. Simon war ebenfalls begeistert und den Besuch der Förderbrücke haben wir uns für später aufgehoben. Die ist übrigens tatsächlich bei Großräschen.

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