Kategorie: Rumänien

Bukarest die 2.

Ceaucescu beherrscht immer wieder unsere Gespräche. Gestern Abend saßen wir noch lange in einem Biergarten mit Kolleginnen und Kollegen von Claudia. Den Ausgang des Referendums und dessen Folgen haben wir diskutiert. Und plötzlich stellt sich heraus, dass einer unserer Bekannten schon mal ein Interview mit dem Henker Ceaucescus geführt hat. Wir erfuhren einige Details über den Tod dieses skurrilen Diktators. Vor allem aber bekamen wir einige Insidertipps für unseren heutigen Tag.

 

 

Auf dem Weg zu unserem ersten Ziel habe ich noch einige Aufnahmen gemacht von der merkwürdigen Stadtlandschaft Bukarests. Ähnlich wie in Iasi geht es kunterbunt durcheinander mit Baustilen und Dimensionen.

 

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Aber offenbar hat es nie Bombardements und Zerstörungen solchen Ausmaßes gegeben, die zum homogenen Neubau ganzer Viertel geführt haben, sieht man einmal vom großen Erdbeben in den 70iger Jahren und des Diktators Abrissbirnenwahn ab. So stehen inmitten großer Blocks aus den 30iger und 50iger Jahren noch pittoreske Villen aus dem vorvorigen Jahrhundert.

 

 

Jetzt erst mal einen Blick auf den Balkon, auf dem Ceaucescus letzte Stunden begannen, mit dem berühmten Kameraschwenk auf das NICHT jubelnde Volk. Davor die Säule ist das Denkmal für die Opfer der Revolution. Die Täter, vor allem die, die unmittelbar für den Tod der mehr als 1.000 Opfer verantwortlich sind, wurden bisher kaum behelligt.

 

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Neben dem Volkspalast hat Bukarest noch den Königspalast zu bieten,

 

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eine sehr schöne Oper

 

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und dann eben noch einen Geheimtipp. Ein kulturvoller Architekt hat nach der Rückübertragung des Eigentums an einer alten Villa keine Kneipe oder keine Edelkanzlei dort untergebracht, sondern einen riesigen Buchladen mit Büchern aus aller Welt und Beispielen modernen rumänischen Designs, moderner Graphik und einem sehr guten Cafe, welches zugleich Galerie ist.

 

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Und dann waren wir noch bei einem Hungerzirkus. So hießen die riesigen runden Markthallen, die Ceaucescu überall im Land bauen ließ, als es in den Kaufhallen nichts mehr zu essen gab. Jetzt bedindet sich in diesem Gebäude eine Shopping-Mall.

 

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Zurück zum Hotel haben wir die Straßenbahn (ungeheuer langsam) und die Metro benutzt.

 

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Die Metro hat offenbar einen direkten Anschluss nach New York.

 

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Achtung! Canon 5D Mk II keine Profikamera!

Für 30 Lei (gegenwärtig knapp 7 €) habe ich eine Fotoerlaubnis für den Parlamentspalast (vormals Palast des Volkes) in Bukarest gekauft. Doch bei der Sicherheitskontrolle wurde meine schöne große Kamera mit „H“ und dem Digitalback von „P“ (wiegt ca. 3 kg mit Linse) aus dem Verkehr gezogen. „Das ist eine professionelle Kamera! Dafür kostet die Fotogenehmigung 100 €!“. Zähneknirschend packte ich das gute Teil in den Rucksack und holte statt dessen die Canon 5D raus. Die wurde anstandslos reingelassen. Wo ist jetzt der Witz? Die Kamera mit „H“ ist ca. 7 Jahre alt und funktioniert in Innenräumen nur mit Stativ mangels Lichtempfindlichkeit des Sensors. Die Canon 5 D II kam vor ca. 3 Jahren auf den Markt und hat einen so empfindlichen Sensor, dass man damit auch in Innenräumen aus der Hand fotografieren kann. Mit anderen Worten: die eine Kamera ist mindestens so viel Profi wie die andere. Ich hatte nur leider für die Canon kein Weitwinkel mit. So what…

 

Aber bevor wir überhaupt rein kamen in Ceaucescus Gruselpalast mussten wir die Öffnungszeit abwarten. Noch eine halbe Stunde Zeit, da laufen wir doch einfach mal eine Runde um das Teil und schauen es uns von allen Seiten an, dachten wir. Nach einer Stunde (!) waren wir wieder am Einlass. Kein Wunder, ist ja auch nach dem Pentagon das zweitgrößte Verwaltungsgebäude der Welt.

 

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Das riesige Gelände ist volksnah eingemauert, keine Abkürzungen von den anderen Eingängen aus, denn in dem Komplex sitzen ja Parlament und verschiedene Behörden, alles streng bewacht.

 

Im Inneren dann aberwitzige Schnörkelmassen, Geschmacklosigkeit sollte hier durch schiere Masse und historisierenden Mief ersetzt werden. Ich sage nur: Genuss am Ekel.

 

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Dagegen nimmt sich Erichs Lampenladen ja geradezu lächerlich aus und wurde trotzdem abgerissen. Es ist ein beklemmendes Gefühl, wenn man das Gebäude durchwandert. Simon: „Auf diesen schönen Teppichen könnten jede Nacht hunderte Roma gut schlafen.“

 

Stichwort Lampen: davon gibt es in dem „Palast des Volkes“ so viele, dass sich die jährliche Stromrechnung auf knapp 2 Mio. € beläuft. Das ist auch der Grund dafür, dass die jungen Reiseführerpersönlichkeiten fleißig die Schalter knipsen, wenn die Touri-Karawane weiterzieht. Und es wird lange nicht alles angeschaltet. Hier eine kleine Auswahl von Lampen und Schaltern.

 

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Gleichwohl haben wir im Palast des Parlamentes (ehemals Palast des Volkes) noch einige Vertreter des werktätigen Volkes angetroffen:

 

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