Gleich am Tag nach unserer Ankuft wurden wir von lieben Freunden empfangen, Freunden von  Freunden, ein ehemaliger „Vertragsarbeiter“ mit 24 Jahren DDR in den Knochen und dessen Familie. So begann unser Aufenthalt in Hanoi, der uns auch gleich einen Panoramablick über eine Gegend erlaubte, die vor 20 Jahren noch von Reisfeldern geprägt war.  Hanoi ist eine förmlich expoldierende Stadt. Und auch wenn man den innnerstädtischen Verkehr beobachtet, denkt man, es müsste jeden Augeblick knallen.

Zweiradfahrzeuge aller Art sind die dominierenden Verkehrsmittel. Das hört und riecht man. Manche Vietnamesen scheinen mit ihrem Untersatz geradezu verwachsen und erheben sich keineswegs aus dem Sattel, wenn es unterwegs Einkäufe zu erledigen gilt. Shared Space als Verkehrskonzept wird hier mit viel Gehupe, aber trotzdem erstaunlicher Gelassenheit täglich gelebt. Autos, Busse, Mopeds und Fußgänger quirlen cool durcheinander, jeder macht jedem irgendwann mal Platz. Kaum Ampeln, kaum Polizisten. Wenn die Fußwege mit Mopeds zugeparkt sind, weichen die Fußgänger eben auf die Fahrbahn aus und schlendern in größter Gelassenheit vor den Autos einher, die halt warten müssen, bis sich eine Lücke auftut.

Wir hatten mitten in der Altstadt Quartier genommen. Dort ist noch jede Straße einer Handwerkszunft gewidmet,  jede hat oder hatte einen eigenen Tempel. Das macht die Orientierung machmal etwas leichter. Auf saisonale Besonderheiten, wie z.B. die Weihnachtsdekostraße, muss man allerdings vorbereitet sein.

Man kann in diesen Straßen stundenlang herumschlendern., runiniert aber irgendwann seine Gesundheit, zumindest die Atemwege und die Ohren. Abend werden in all dem Lärm und Abgasgedöns hunderte wilde Kochstellen eröffnet. Zum einen, um sich mit Freunden zu treffen, zum anderen, um ein wenig Geld zu verdienen. Die meisten Vietnamesen haben aber schlicht so kleine Wohnungen, dass das Essen und Kochen vor Wohnung oder Laden verlagert werden muss. Hier junge Leute beim Grillen von Zuckerrohrstangen.

Einen der oben erwähnten Tempel, den der Goldschmiede, haben wir an einem Sonntagabend zu einem Konzert mit traditioneller, historischer vietnamesischer Musik besucht: Ca Tru. Dort erlebten wir ein Exempel vietnamesischer Freundlichkeit und auch einer für uns schwer nachzuvollziehenden Form von Personaleinsatz: Es agierten sieben Künstler/innen für ganze vier Besucher/innen. Vor dem Beginn des Konzertes wurde Teee serviert, aber trotzdem begannen wir auf den harten Holzstühlen schnell zu frieren. So ein Tempel ist nach allen Seiten offen und in Hanoi sinken die Temperaturen im Dezember schnell mal unter 13 °C.

Krass ist das Verhältnis der Vietnamesen zur Natur. Sie ist wie in vielen Ländern mit geringem Bruttoinlandsprodukt vor allem ein Nutzgegenstand. So hört man in Hanoi und auch anderswo kaum Vögel zwitschern, es sei denn, sie sind in Käfigen platziert.

Und dass es in diesem innerstädtischen See noch etwas zu angeln gibt, hat uns doch erstaunt.