Wir haben es uns zur Tradition gemacht, bei jedem längeren Besuch einer Stadt oder gar eines fernen Landes einen Friedhof zu besuchen. Hier in Vietnam ist man quasi ständig zwischen Friedhöfen unterwegs, wenn man die größeren Städte verlässt. Die Toten wurden früher auf bzw. zwischen den Reisfeldern bestattet. Oft sind noch sehr schöne Grabmale erhalten, daneben oft auch jüngere Gräber.

Stehen die Reisfeler unter Wasser, ragen die Gräber wie kleine Inseln hervor. Die Toten sind in Vietnam allgegenwärtig. Es gibt sogar die etwas seltsame Tradition, die Bestatteten nach drei Jahren feierlich zu exhumieren. Dann werden nicht verweste Weichteile von den Knochen entfernt, so dass das verbleibende Skelett auf kleinem Raum erneut bestattet werden kann. Was früher die Familie erledigte, machen heute Profis der kommunalen Friedhöfe, wenn man sich diesen Service denn leisten kann. Langsam setzten sich aber auch Feuerbestattungen durch und auch die Reisfeldbestattung weicht geordneten Friedhöfen am Rande der Siedlungen.

Eine Totenfeier, Bestattung kann man das kaum nennen, geht über mindestens zwei Tage und wird von andauernder tragischer Musik begleitet, die wir auf dem Lande bei Tam Coc vernehmen konnten, wo so bis in die Nacht das ganze Dorf beschallt wurde.

Bild oben: Leichenwagen und Leichenzug.

Immerhin: ähnlich pompös fallen auch die Hochzeiten aus. Unten der Pavillion einer Hochzeit auf dem Dorf am Tage danach.

Das, woran die Vietnamesen glauben, geht kunterbunt durcheinander. Natürlich gibt es überall buddhistische und taoistische Tempel. Viele hervorragend restauriert, einige schlicht bewohnt von Menschen, die sich gleich auch um deren Unterhalt kümmern.

Oben: einige Eindrücke aus dem taoistischen Quan Thanh Tempel in Hanoi. Unten: ein „Familientempel“ in der Altstadt von Hanoi und ein kleiner Tempel am Rande eines Dorfes bei Tam Coc.

Überigens sind die vermeintlich chinesischen Schriftzeichen an den Tempeln die alte vietnamesischen Schriftsprache, die vor ca. 200 Jahren schrittweise durch eine dem lateinischen ähnliche Schrift abgelöst wurde, wohl vor allem durch den Einfluss französischer Kolonialherren. wer an gar nichts glaubt, verehrt immerhin die Ahnen. Oder Onkel Ho.

Aber der Staat investiert offenbar auch in die Volksseele, wie z.B. hier, mit dem größten buddhistischen Tempel Ostasiens, der zwischen 2003 und 2010 in Bai Dinn errichtet wurde. Bilder unten.

Es ist ein gigantischer historistischer Fake, mit internationalem Stiftungsgeld gebaut, der zuweilen Züge einer Parteitagsarchitektur trägt. Aber auch die Katholiken haben einen Fuß in der Tür. Neben pompösen Kirchenneubauten gibt es auch eine feste Weihnachtstradition.

Krippenhöhle auf dem Dorf.

Jesus, frisch gekreuzigt.