Autor: Eric Pawlitzky

Der vorliegende Blog ist unser Reisetagebuch. Per email sind wir unter ericpawlitzk(at)web.de zu erreichen.

San Francisco

Endlich wieder Kultur, Service, saubere Gehwege und für mich: Wegfall der Sprachbarriere.

Die Stadt glänzte im Sonnenlicht, als ich heute früh aus dem Hotelfenster auf die lärmende Straße sah. Claudia hatte ob des Lärmes schlecht geschlafen, obwohl wir nach der langen Flugzeit erst gegen 01.00 h im Bett waren. Sie hat dann gleich mal das Zimmer getauscht, jetzt blicken wir nur noch auf einen grauen Lichtschacht, wenn wir aus dem Fenster sehen.

strasenbahn.jpgWas haben wir heute (12.03.) gemacht: Wir sind mit einer historischen Straßenbahn gefahren, aus den 30iger Jahren, Linie F bis zum Pier 39, wo es eine kleine Vergnügungsmeile gibt und die Seelöwen zu besichtigen sind, die dort, mitten in der Stadt, leben.

Mit Simon habe ich ein U-Boot aus dem Jahre 1943 besichtigt, wir sind durch diverse Läden und Galerien gebummelt und natürlich mit der Cable-Car gefahren. Simon wollte unbedingt auf dem Trittbrett fahren. Das durfte er aber auch, dann wurde er jedoch so müde, dass Claudia ihn doch auf den Schoß nahm. Ein einfache Fahrt mit dem historischen Teil kostet übrigens 5 $. Wir haben uns jedoch gleich am Morgen ein Drei-Tages-Ticket für fast alle Verkehrsmittel gekauft, was nur 18 $ kostete.

cablecar1.jpg Die Stadt hat die verrücktesten Geschäfte. So waren wir in einem Spezialgeschäft für Spionageartikel aller Art. Claudia war an einem Minimikrofon interessiert. Allerdings passte dies nicht an unser Aufnahmegerät… für den Adapter hätten wir relativ lange suchen müssen…

Besichtigen wollten wir auch eine riesige Schokoladenfabrik. Die hatte wegen Bauarbeiten leider den Besucherverkehr gesperrt. Als Entschädigung verteilten einige Mitarbeiter vor dem Eingang kostenlos Schokolade. Da hab ich mich doch glatt zweimal angestellt. Die Galerien in San Francisco – endlich gibt es wieder welche anzusehen – beeindrucken mit zahllosen Originalen der klassischen Moderne. Man kann hier z.B. Druckgrafiken und Aquarelle von Picasso, Dali, Kandinsky, aber auch Whistler und Renoir kaufen, als wären es Brötchen beim Bäcker. Daneben gibt es amerikanische Gegenwartskunst, die von wirklich malerischer Qualität bis zum Kitsch reicht. Das hängt oft alles friedlich nebeneinander.

cable2.jpg Simon gefällt die Stadt auch sehr gut. Es gibt viel zu sehen. Er ist ohne zu murren wieder gute sechs Stunden mit uns marschiert. Am Abend waren wir dann noch in China-Town. Dort gibt es zahllose Läden mit asiatischen Waren aller Art, z.B. ein Geschäft voller Drachen. Daneben gibt es auch asiatische Gastronomie, was jedoch nichts besonderes ist, denn die halbe Gastronomie der Stadt scheint in asiatischer Hand zu sein. Das sieht man auch in zahlreichen Hotels. Die Chinesen sind massiv auf dem Vormarsch in dieser Stadt. Sie stellen inzwischen gemeinsam mit Farbigen das Personal der Cable-Car. Die Latinos arbeiten in der dritten Reihe – so ist das zumindest auch in unserem Hotel.

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chinatown.jpg Preislich ist San Francisco billiger als Berlin – dem starken Euro sei Dank.

San Jose

Das ist jetzt das wirklich letzte aus Costa Rica. Es wäre ja unfair, beim Besuch eines Landes die Hauptstadt zu ignorieren. Aber, liebe Freunde, dieses zu groß gewordene Dorf mit verirrten Hochhäusern hätte es nicht anders verdient, als ignoriert zu werden. Wir wollten das den Reiseführern nicht glauben. Wir mussten dran glauben.

Dennoch: wir fanden eine wirklich gute Galerie für aktuelle Malerei, die erste überhaupt in Südamerika, auf die wir stießen. Es gab gute Arbeiten zu sehen, vor allem Druckgrafik, die übrigens zusammen mit kleinen Gedichtbändchen verkauft wird. Man erwirbt ein Buch und eine Graphik. Das haben wir dann auch getan, zumal der Galerist sehr nett war und erfreut auf unser Lob und unsere Ermutigungen reagiert hat. Es gibt also nicht nur Volkskunst und Kunsthandwerk, auch wenn es die Künstler mit Sicherheit sehr schwer haben werden, wenn sie sich nicht dem kommerziellen Mainstream beugen. Es gibt in San Jose noch einzelne alte Häuser aus der Jahrhundertwende und den dreißiger und fünfziger Jahren, die durch Solidität aus dem Rahmen fallen. Dazwischen viel Gesichtslosigkeit, nichts einladendes. Ein Gymnasium habe ich fotografiert, und Claudia stelle später fest, dass es von Gustav Eiffel errichtet wurde.

Am 11.03. haben wir in San Jose noch das Kindermuseum besucht. Ein Mix aus Disneyworld und Experimentarium in einem alten Gefängnis. Dort befindet sich auch die Nationalgalerie, in der allerdings keine vor dem Jahr 2000 datierten Arbeiten zu sehen waren. Dann wollten wir noch das historische Opernhaus ansehen. Es wird erdrückt von Neubauten aus den siebziger Jahren an einem Platz der in die Fußgängerzone mündet. Dort fanden wir das Kaufhaus von Juan Knöhr, dem Verwandten eines Freundes aus München, Baujahr 1914 und das erste größere Kaufhaus Costa Ricas.

knohr.jpgUnsere letzten Colones haben wir im Restaurant des Grand Hotels verspeist. Es ist ein sehr stilvolles Haus aus den 30iger Jahren. Beeindruckend für mich vor allem die Fotos aus der glanzvollen Vergangenheit der Stadt, in der es damals sogar eine Straßenbahn gab. Fotos aus den Vororten könnten jedoch durchaus auch aus der Gegenwart stammen, es hat sich fast nichts verändert im Vergleich zum damaligen Stadtbild. Das ist alles offenbar das Los der Tourismusindustrie, die die landschaftlichen Reize zubetoniert und die unspektakuläre Hauptstadt sich selbst überlässt. Doch Marvin, der Hotelbesitzer erklärte: „Sollen doch die Amerikaner kommen und sich austoben. Was bleibt uns andere übrig, wenn die Ticos selbst nichts machen, nicht aus der Hüfte kommen.“ Marvin beschäftigt in seinem kleinen Firmenimperium, dass er nach fünf Jahren Schulbildung und Jobs als Busfahrscheinverkäufer, Bote, Fahrer, Verkehrspolizist, Gärtner und schließlich Bauunternehmer und Hotelier aufgebaut hat, etwa 100 Leute. Er hat sich über dem kleinen Osori eine neuzeitliche Villa errichtet und sich bei der Einrichtung des Schlafzimmers am Schloss Neuschwanstein orientiert. Deutschland kennt er nämlich von einer Reise, bei der er Erfahrungen im Gewächshausbau sammeln wollte.

Der Tag klang aus mit der Such nach dem Flughafen (!) im schilderlosen Costa Rica, wo wir unseren Mietwagen abgaben, um dann die nächsten acht Stunden mit Zwischenlandung in El Salvador im Flugzeug zu verbringen.

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