Mendoza hat den Ruf, die argentinische Stadt mit der höchsten Lebensqualität zu sein. Das können wir zumindest auf Basis der bisherigen Vergleichsmöglichkeiten bestätigen. Die Straßen sind auffällig sauber, es gibt sehr viel Grün. Die Bürger kümmern sich offensichtlich um die zahlreichen Bäume, oft sind diese noch mit kleinen Beeten umpflanzt. Auch die Zahl der streunenden Hunde scheint geringer zu sein. Unten auf der Straße scheuert eine Frau gerade mit dem Wischlappen den Fußweg…

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Der größere Wohlstand äußert sich allerdings auch in zahlreichen Autos, die meistens ohne Katalysator oder gar Rußfilter fahren, was man der Luft anmerkt.

Die Stadt ist angenehm locker bebaut. Es gibt keine Häuserschluchten, kleine gepflegte Häuschen verschiedener Epochen lösen sich ab mit solitären Hochhäusern. Ob der Wohlstand allein dem Weinbau zu verdanken ist, konnten wir nicht ergründen, wohl aber hat er dort eine seiner Wurzeln.

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So besuchten wir gestern (Sonntag, 19.02.) ein kleines Weingut. Dieses wurde nach der Wirtschaftskrise von einem französischen Paar übernommen, welches aus dem Stand beschloss, sich dem Weinbau zuzuwenden. Zuvor war Philipp Elektroingenieur, Brigitte ist eigentlich Sozialarbeiterin. Die Weine schmeckten trotzdem recht gut. Die Führung gab es auf englisch. Interessante Menschen und Anlass für ein Interview, das inzwischen 10. und damit Grund genug, in unserem Blog eine weitere Kategorie zu eröffnen. Man beachte die Menuleiste links!

Claudia war gestern mit Simon im hiesigen Zoo, der den deutschen Hühner-KZs in nichts nachsteht. Die Tiere werden auf engstem Raum gehalten und pausenlos mit Keksen und Schokolade gefüttert. Einem Affen war das dann doch zu viel und er nahm die Kekse um damit seinerseits die Besucher zu bewerfen. Simon war begeistert. Am Abend haben wir den gleich in der Nähe liegenden Unabhängigkeitsplatz besucht. Dort war ein ungeheures Gewühl von Menschen aller Altersgruppen. Artisten traten auf und Simon hat eine kleine Ewigkeit einer ziemlich flachen Clownsnummer zugeschaut. Die Siesta geht hier übrigens von ca. 12.00 h bis ca. 18.00 h. Man kann also Shopping am Nachmittag vergessen. Dafür sind die Geschäfte am Abend um so länger geöffnet. Die Kindergärten und Krippen schließen erst um 20.00 h. Da laufen dann schon mal so ein paar Zwerge am Band im Dunkeln mit der Erzieherin durch die Stadt.

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Essen kann man hier (anders als in den Provinzstädtchen) hervorragend. Es gibt immer riesige Portionen und ich kämpfe tapfer gegen meine Rolle als restefressendes Hausschwein. Für Simon bestellen wir schon nichts mehr extra, sondern nur einen leeren Teller. Aber ein Teller für uns drei allein würde auch voll reichen. Die Preise in den Restaurants liegen knapp über einem Drittel der deutschen Preise. Also, wer sich mal richtig durchfressen will…

Simon leidet ein wenig unter dem engen Hotelzimmer. Die letzten Quartiere hatten deutlich mehr „Auslauf“, was man ihm dann anmerkt. Bei unserer Ankunft hat er jedoch gleich einen Freund gefunden, der ihm sogar das Skateboard des großen Bruders lieh. Gute Dienste erweist uns ein kleiner Ball, mit dem an jedem Abend in einem der Parks gekickt wird.

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Simon und Andres, im Hintergrund das Denkmal für die argentinisch-chilenische Freundschaft (!)

Leider vermisse ich auch in Mendoza Kunstgalerien. Lediglich in Valparaiso (Chile) haben wir eine (sehr gute) Galerie für zeitgenössische Fotografie entdeckt. In einer Ausstellung von Arbeiten der hiesigen Kunststudenten (Phantasiedrachen in allen Variationen), mit der ein altehrwürdiges Bankgebäude bestückt war, enthielt das Gästebuch zahllose Schmähschriften gegen die moderne Kunst. Ansonsten dominieren hier „Volks“-Kunst für Touristen, allerlei Hippieschmuck und Kitsch die Szene. Da merkt man erst mal, was man an (dem ja auch nicht sooo reichen) Berlin hat. Und Jena erst!