Heute sind wir mit der Cable-Car gleich zu Fishermans Wharf gefahren, dem alten Hafendistrict. Die Fahrten mit der Cable-Car sind immer amüsant, denn die Besatzung besteht regelmäßig aus unterhaltsamen und leutseeligen Typen. Heute fuhr hinter der Bahn längere Zeit ein Auto her, wir standen auf dem hinteren Perron. Plötzlich sprang eine Frau aus dem Auto, rannte während eines Stopps zu uns und drückte Simon ein sehr schönes Bilderbuch mit einer Geschichte über die Cable-Car in die Hand. Wir waren platt. Dann haben wir Fahrräder ausgeliehen, für Simon einen Nachläufer, und sind zu einer Fahrradtour nach Sausalito aufgebrochen, einem kleinen Vorort im Norden von San Francisco, den man erreicht, in dem man einen schönen Radweg an der Küste entlang fährt und dann die Golden-Gate-Brücke nimmt, die eine extrabreite Spur für Fahrräder und Fußgänger hat. Das hat Simon sehr gefallen, er musste auch ordentlich mitstrampeln, denn um auf die Brücke zu kommen, muss man mächtige Steigungen überwinden.

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Die Brücke selbst steckte immer ein wenig im Nebel, der stetig vom Pazifik in die San Francisco-Bay hereinzieht. An der Brücke ist eigens ein Nebelhorn angebracht, das regelmäßig tutet. Am Brückengeländer gibt es darüber hinaus Notfall- und Seelsorgetelefone.

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Sausalito ist ein nettest Städtchen mit schicken Villen und Boutiquen. In einem Spielzeugladen haben wir eine Überraschung für Niklas, Simons Kindergartenfreund, gekauft. Nach 26 km auf dem Rad kamen wir dann ziemlich geschafft an der Verleihstation an. Für den Rückweg zum Hotel nahmen wir die Tram und fuhren mit einem historischen Wagon aus Mailand. Ich wollte es am Abend noch mal wissen und bin mit dem Bus ins japanische Viertel gefahren. Doch dort gab es nur Souvenirs und Restaurants, aber nicht den von mir erhofften Canon-Shop. Grundsätzlich könnte ich hier bis zur völligen Erschöpfung durch die Straßen bummeln. Die Stadt ist einfach wunderbar. Sie ist modern und traditionsbewusst zugleich. Oft fühle ich mich an Bilder von Edward Hopper und an alte Fotografien erinnert, so auch durch das Interieur in unserem Hotel. Die Häuser sind auffallend solide gebaut, die Gebäude aus den 30iger Jahren zeugen von einer großen Blüte der Stadt. Erstaunlicherweise hat niemand die vielen kleinteiligen Bauten den Spekulanten in den Rachen geworfen, so wie dies in vielen Städten der gebrauchten Bundesländer in Deutschland in den 60iger Jahren geschah. Auch die wunderbaren Küsten sind nicht den Hotelketten zum Opfer gefallen und wirken ein wenig wie alte Bäderorte. Die eigentliche Innenstadt blieb von Stadtautobahnen verschont. Das öffentliche Nahverkehrssystem (U-Bahn, Busse, S-Bahn, Straßenbahn, Cable-Car) kann als vorbildlich bezeichnet werden.

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