Am Mittwoch (21.03.) war Gammeltag. Claudia war beim Frisör und am Nachmittag habe ich eine Galerierundgang per Fahrrad gemacht. Das war nur bedingt ersprießlich, denn in dem mit „Artwalk“ überschriebenen kleinen Plan waren auch Möbelläden und Designshops verzeichnet. Ich fand eine Galerie mit sehr guten Arbeiten, die jedoch allesamt aus England stammten. Simon hat den ganzen Tag im Haus und im Garten gespielt, ich habe an einem Vortragsmanuskript gearbeitet.

Heute (22.03.) sind wir ein Stück Richtung Süden gefahren. Unser Ziel war die kleine Küstenstadt Carmel. Die liegt an einer wunderschönen Badebucht, hat 100 Galerien (mit zweifelhaftem Sortiment) und besteht ganz und gar aus Nobelvillen unterschiedlichster Stile. Die Stadtverwaltung hat das Anbringen von Leuchtreklamen aller Art untersagt. Das gibt dem Ort ein Flair von vornehmer Noblesse. Man trifft auf den Gehsteigen allerdings auch Snobs aller Alters- und Einkommensklassen. Die Grundstückspreise haben astronomische Höhen erreicht, es gibt Edelkitsch ohne Ende.

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Wir haben Simon am Strand spielen lassen und sind dann noch etwas weiter nach Süden gefahren, immer entlang der imposanten Küstenlandschaft. Man findet gigantische Sanddünen, Granitfelsen, Steilküsten mit von Brücken überspannten Flusstälern. Ein Tag für die Augen mit viel Sonne.

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Neben dem Alltag beschäftigt uns alle immer intensiver der am Samstag anstehende 5. Geburtstag von Simon. Uns, weil wir heimlich Geschenke kaufen müssen, die zugleich heimflugtaugliche Dimensionen haben müssen. Simon, weil ihn dieser Geburtstag auch wieder zurück nach Berlin bringen wird. Anders als in den Jahren zuvor hat er sehr genau darüber nachgedacht, was er sich von wem wünschen könnte. Auf der Liste stehen ein Skateboard, eine Angel und kleinere Sachen, die ihm unterwegs attraktiv erschienen. Die großen Geschenke gibt es in Berlin, aber am Samstag muss trotz allem Topfschlagen gemacht werden, was im Garten von Judith und Philipp zum Glück kein Problem sein wird.

Noch ein paar allgemeine Betrachtungen. Die extrem dicken Menschen, die es hier in den USA geben soll, sind in Kalifornien eher die Ausnahme. Nachdem wir heute wieder einige Kilometer auf der Autobahn zurückgelegt haben, kommen wir zu dem Ergebnis, dass dieses Land wahrscheinlich zusammenbrechen wird, wenn das Öl mal überraschend alle ist. Verblüffend ist für uns allerdings der geringe LKW-Verkehr. Das ist in Deutschland viel schlimmer. Die Pendlerströme sind gigantisch. Wahrscheinlich wird es auch zu erheblichen Turbulenzen im Immobilienmarkt kommen, wenn Entfernungen plötzlich ins Gewicht fallen.

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Eine weitere Beobachtung: Es gibt deutlich weniger Brillenträger als in Europa. Es werden offenbar mehr Kontaktlinsen getragen, oder die Wohlhabenden lassen sich die Augen lasern. Meine Hoffnungen auf eine schicke Designer-Fassung habe ich jedenfalls begraben. Auch in Sachen Mode hat Berlin echt mehr zu bieten. Es gibt hier überwiegend den bunten Mainstream.

Nirgendwo gibt es vernünftigen Tee. Überall nur Beutelzeugs oder parfümiertes Kraut.