Hier wird man vom Wohlstand förmlich angesprungen. Nirgendwo bröckelt ein Eckchen Putz, nirgendwo ein Grashälmchen zu lang, Farbfassaden wie aus dem Computer. In Downtown Palo Alto hätte jedes noch so kleine Restaurant das Zeug zum Kultlokal für Designfans in Berlin.

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Hoover-Tower (Büchermagazin und Aussichtsturm auf dem Campus)

Die Standford-University erstreckt sich über ein riesiges Gelände und die 15.000 Studenten leben in einer eigenen Stadt, die eigentlich ein Park ist. Die Gebäude in verschiedenen Stilen stellen anspruchsvolle architektonische Einzellösungen dar. Auf dem Gelände wurde der Autoverkehr stark eingeschränkt. Geparkt werden darf nur gegen gepfefferte Gebühren oder mit Ausweis. Dafür fahren auf dem Gelände mehrere kostenlose Buslinien, Elektrokarren und natürlich viele Fahrräder.

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Am Sonntag (18.03.) haben wir das universitätseigene Kunstmuseum besichtigt. Der Eintritt ist kostenlos. Die verblüffendste Entdeckung ist eine atemberaubende Sammlung von Rodin-Skulpturen. Auf dem Gelände ist ein Skulpturenpark mit der monumentalen Plastik „Tor zur Hölle“ sowie Arbeiten zu den „Bürgern von Callais“. Um so überraschter waren wir, als wir im Inneren des Gebäudes zahlreiche weitere kleinere Arbeiten vorfanden. Dazu Selbstzeugnisse und Skizzen von Rodin. Ein weiterer Glücksfall war die Ausstellung von Porträts des amerikanischen Fotografen Richard Avedon. Sein Vorbild: August Sander aus Deutschland. Den Montag und den Dienstag haben wir nördlich von San Francisco verbracht. Wir fuhren über die Golden Gate Bridge – diesmal mit dem Auto – in den Muir-Woods-Park. Dort findet man gigantische Bäume, die Red-Wood-Trees, die über 1.000 Jahre alt werden können, locker 2 m Stammdurchmesser erreichen und natürlich auch sehr hoch sind. Das sollen die größten lebenden Organismen auf der Erde sein. Dort haben wir eine kleine Wanderung gemacht.

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Bodega-Bay, unser nächstes Ziel an der Pazifikküste, ist berühmt, weil Alfred Hitchcock dort seine „Vögel“ gedreht hat.

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Die Nordküste erinnert sehr an die Bretagne

Wir stießen dort auf dichten Nebel und von der für die Walbeobachtung empfohlenen Klippe war kaum das Meer als solches zu sehen. img_9673-01.jpg

An der Mündung des Russian River

So fuhren wir weiter nach Jenner, einem kleinen Küstendorf am Russian River. Dort mieteten wir uns in einem besonderen Hotel ein. Das Hotel selbst ist eigentlich nur ein größeres Restaurant mit der Rezeption. Die Zimmer liegen verstreut im Dorf in kleinen Häuschen. Die Putzfrau fährt morgens alles mit einem Auto ab. Wir hatten ein nettes im altenglischen Stil eingerichtetes Holzhaus mit Gaskamin. Den brauchten wir auch, denn es wurde sehr kalt. Heute (20.03.) habe ich endlich den Brief mit den Surfer-Fotos für Larry, unsere Zufallsbekanntschaft aus Costa Rica, aufgegeben. John, der Postbeamte von Jenny, war sehr nett und so habe ich ein weiteres Interview in unserer Reihe „Menschen des 21. Jahrhunderts“ machen können.

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Fahnenmast am Hotel in Jenner Einige Kilometer nach Norden findet man Fort Ross. Es ist die rekonstruierte Siedlung russischer Pelzhändler, die ab 1812 hier mit Hilfe angeheuerter Indianer Robben und Fischotter jagten.

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Die Pelze wurden in China gegen Tee und Porzellan eingetauscht, was dann wiederum an die Spanier in der Region verkauft wurde. Vierzig Jahre haben die Russen wacker gewirtschaftet und dabei sogar die erste Windmühle Kaliforniens gebaut, weil sie bei all dem Fleisch Appetit auf Kascha und Brot hatten. Doch die Rentabilität des Unternehmens ließ zu wünschen übrig, der Zar stellte die Subventionen ein und die Russen verkauften alles an englische Siedler, ebenso wie Alaska.

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Simon rettet am Strand eine Krabbe

Auf dem Rückweg nach Palo Alto machten wir noch eine Pause in Duncans Mill. Das ist die Endstation einer alten Eisenbahn mitten in den Bergen. Das Eisenbahnmuseum hatte leider geschlossen, aber es gab eine Bäckerei mit Pizza und Kuchen im Angebot.

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Durch die großen Weinbaugebiete sind wir nur durchgefahren. Ich als Fahrer hätte sowieso nichts von einer Verkostung gehabt. Und der „trinkfesten“ Claudia beim Nippen zuzuschauen, das wäre auch nur ein Trauerspiel geworden. Auf dem Rückweg passierten wir noch ein Knäuel der berüchtigten zehnspurigen Autobahnen. Zum Glück war meine Navigatorin nüchtern. Auf den Autobahnen gibt es übrigens Extra-Überholspuren für Fahrzeuge, die mit mehr als zwei Personen besetzt sind. Da hatten wir aber viel Platz!

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