Autor: Eric Pawlitzky

Der vorliegende Blog ist unser Reisetagebuch. Per email sind wir unter ericpawlitzk(at)web.de zu erreichen.

Kosice

Seit knapp zwei Tagen weilen wir in Kosice. Hier haben wir gezielt Station gemacht, denn die Stadt wird Kulturhauptstadt Europas 2013.

 

Daher: spätestens 2013 auf nach Kosice! Es lohnt sich! Die Stadt in der südöstlichen Slowakei ist übrigens von Berlin aus mit dem Zug recht gut zu erreichen, Flieger geht natürlich auch.

 

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Nähert man sich der Stadt aus der Ferne, prägen zunächst mal ausschweifende Plattenbausiedlungen das Bild.

 

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Aber dann betritt man eine zauberhafte Altstadt. Die Straßen sind weitgehend quadratisch angeordnet und die Häuserblocks werden darüber hinaus in Ost-West-Richtung von breiten Passagen durchzogen, die teilweise überdacht sind.

 

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Der Autoverkehrs ist in der Innenstadt auf wenige Einbahnstraßen verbannt und man kann herrlich durch die Straßen schlendern.

 

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Das haben wir denn gestern auch getan. Auffällig ist zunächst das prächtige Stadttheater, vor dem es einen musikalischen Springbrunnen gibt, dessen Fontänen im Rhythmus der Musik hin und her taumeln. Von weitem hört man das schon. Es wird eine Art Entspannungsmusik gespielt, wie ich sie des öfteren bei meiner Fußpflegerin höre: Black Magic Women für Panflöte, regionaltypisches eben. Das stört aber die Kinder beim Planschen nicht.

 

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Die Häuschen haben meistens nur zwei Geschosse, sind alle sehr schön saniert, alles wirkt schon sehr ungarisch, was bei der wechselvollen Geschichte der Stadt kein Wunder ist. Und das Stadtbild ist nicht ganz so kaputtreklamt wie in Polen. Alles erinnert sehr an die KuK-Zeit. Neben Klassizismus und Barock gibt es auch schönen Jugendstil zu bewundern.

 

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Saniert wird gerade auch der gotische Dom, auf dessen Turm wir gestiegen sind.

 

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Ich will aber nicht immer nur über Historisches schreiben: daher hier mal ein Blick auf das Dach der modernen Shopping-Mall am Rande der Altstadt.

 

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Es gibt eine irre Zahl an Cafes und Bars. Wir haben diverse Cafes besucht – aber vor allem deshalb, weil es in den meisten wirklich nur Cafe und nichts anderes gibt, höchstens noch einige weitere Getränke, aber keinen Kuchen, keine Baguettes, nicht mal ein lumpiges Sandwich. Für die Nachmittagstorte waren wir daher einige Zeit unterwegs. Schön war es trotzdem, man kann ja hier seit 2011 in Euro bezahlen und freut sich daher sofort und ohne Umrechnerei über die günstigen Preise.

 

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Tja, und warm war es auch wieder.

 

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Trotzdem werden hier noch viele Restauranttester gesucht, womit ich hier und heute die einschlägig bekannten Friedenauer/innen aufrufe, meine hier begonnene Arbeit spätestens 2013 fortzusetzen.

 

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Gestern Abend haben wir als Vorgriff auf das Kulturstadtjahr ein Konzert mit Paul Shapiro (USA,Sax) besucht, der eine wirklich heftige Mischung aus Klezmer, Balkan und allerlei Amerikanischem hingelegt hat, die nicht aufgesetzt und kitschig daher kam, ausschließlich aus Eigenkompositionen bestand und mit einer hervorragenden Band aus Musikern der Region vorgetragen wurde.

 

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Mit der Straßenbahn bin ich heute mit Claudia (Simon blieb im Hotel) zum jüdischen Friedhof gefahren. Er ist Teil des neuen Friedhofes und vergleichsweise groß. Dass die jüdische Gemeinde an Mitgliedern verliert, sieht man am Zustand der Gräber. Vor zehn Jahren wurde auf diesem Friedhof einmal spektakulär randaliert. Es gibt eine Gedenktafel für diejenigen, die danach Geld für die Restaurierung spendeten. Aber jetzt sind die Gräber über weite Strecken vom Gras überwuchert.

 

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Von Muszyna nach Kosice

Muszyna hatten wir als Reiseziel ausgewählt, weil keiner von uns zuvor in den Beskiden war. Es ist aber auch der letzte Bahnhof auf der Strecke in die Slowakei vor der polnische Grenze. Und die fette durchgehende Bahnlinie auf unserer Reisekarte ließ auf regen durchgehenden Zugverkehr schließen.

 

Doch wieder einmal hat uns die Railroad-Map-Europe einen Streich gespielt. Wie wir gleich bei der Ankunft im Hotel erfuhren, gibt es weder grenzüberschreitende Busse noch Personenzüge. Die einzige Möglichkeit, mit dem Zug von Muszyna nach Kosice zu gelangen (ca. 100 km) geht so: zurück mit dem Zug nach Tarnow, dann nach Krakow, dann … naja, Ihr wisst schon, knapp 24h Reisezeit….

 

Aber die Frauen von der Rezeption versprachen sich zu kümmern. Und tatsächlich: heute morgen nach dem Frühstück sprach uns die Managerin des Hotels, Frau Bernadeta Zygmunt, in fließendem Englisch an. Sie hatte mit dem Taxifahrer des Hauses einen Preis verhandelt, bei dem wir nicht nein sagen konnten. Und so war unsere Transport nach Plavec, der nächsten Station auf slowakischem Gebiet gesichert. Und wir hatten darüber hinaus noch bis 15.00 h Zeit, etwas den Ort Muszyna zu erkunden. Hier gleich mal ein Eindruck: edle Investruine neben unserem schicken Hotel.

 

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Wer Oberhof im Thüringer Wald kennt oder Kitzbühl, der braucht jetzt nicht weiter lesen, vor allem dann, wenn er diesen Orten nicht so wahnsinnig viel abgewinnen kann.

 

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Die gesamte Region ist voll auf Wintersport getrimmt, ein Hotel verdrängt das andere. Und auch wir waren in einer kleinen, feinen Bettenburg mit viel Edelkitsch gelandet, mit allen Symptomen der Nebensaison: günstige Preise, Großeltern mit Enkeln, junge Familien, Kinderreisegruppen, Werbung für Kongresse, Spa und Nordic-Walking.

 

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In dem Ort gibt es eine schöne Promenade entlang der Muszynka, einem kleinen Nebenfluss des Poprad, der aus der Slowakei ins Land kommt. Die ist verziert mit diversen Spielplätzen und einem Fitnessparcour. Im Ort selbst alles was zur Grundversorgung von Sportfreunden erforderlich ist. Außer dem Heimatmuseum und der Burgruine auf dem Berg keine kulturellen Herausforderungen. Hier Freunde des Wassersports in der Muszyna:

 

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Herausfordernd war lediglich das Gewitter, in das wir auf dem Weg zurück ins Hotel gerieten. Es hörte einfach nicht auf zu gießen. Erst standen wir optimistisch unter großen Buchen, dann durchnässt in einem Cafe.

 

Der Bahnhof in Plavec ist riesengroß. Vor allem die Wartehalle hinterlässt einen grotesken Eindruck.

 

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Ein alter Grenzbahnhof, gelangweilte Rangierer, Verlassenheit. Wir haben die noch nassen Sachen zum Trocknen auf den Bänken ausgebreitet, dann stiegen wir in einen klimatisierten Dieseltriebwagen nach Poprad. Wir fuhren durch schöne Täler und sahen sehr lange die Hohe Tatra im Hintergrund.

 

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Poprad hat einen recht mondänen Bahnhof, ganz modern und gut in Schuss. Mit dem Ort verbinden sich einige schöne Erinnerungen, denn mehrmals haben wir hier mit der Familie, so vor etwa 40 Jahren Urlaub gemacht: Wandern in der Tatra.

 

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Und jetzt werden die Farben des Tages wärmer. Wir sitzen im komfortabelsten Zug der ganzen bisherigen Reise: 1. Klasse, Schnellzug von Bratislava nach Kosice. Mit uns im Waggon einige Geschäftsreisende. Offenbar genießt die Eisenbahn in der Slowakei noch einiges Ansehen.

 

Aber noch edler ist das Hotel in Kosice, in dem wir soeben gelandet sind. Unsere Empfehlung: Golden Royal

 

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