Autor: Eric Pawlitzky

Der vorliegende Blog ist unser Reisetagebuch. Per email sind wir unter ericpawlitzk(at)web.de zu erreichen.

Riga

Auch in Riga sind die Straßen auffällig sauberer als in Berlin. Vielleicht liegt es daran, dass ich hier nicht so zeitig aufgewacht bin, dass ich die Feger nicht erwischt habe (aber auch die erscheinen hier morgens in großer Zahl). Die Spezialität der Rigaer scheint das Fensterputzen zu sein.

 

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Dieser Fensterputzer hier hat extra sein Auto unter dem Fenster geparkt, so dass sich die Fallhöhe im Ernstfall un ca. 1,5 m reduziert.

Und ganz besondere Putzfähigkeiten benötigt man gewiss für die prächtigen Fenster der Jugenstilhäuser, die sich in ihrem Prunk in der Albertstraße messen.

 

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Was machen die Leute sonst noch in Riga? Sie paradieren ein wenig vor dem Freiheitsdenkmal.

 

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Sie singen herzzerreißende Volksweisen vor dem Okkupationsmuseum.

 

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Und sie tragen die aberwitzigsten High-heels oder wie auch immer man diese chirurgenfreundliche Fußbekleidung nennen will.

 

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Da lob ich mir doch den praktischen Pullover, den Simon heute für seinen Hasen Fritzi gehäkelt hat.

 

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Ja, seitdem Simon seinen Reiseschmöker mit immerhin 558 Seiten schon nach fünf Tagen durchgelesen hatte, ist bei ihm die Häkelwut ausgebrochen.

 

Am Nachmittag haben wir eine echtes stalinistisches High-light besucht, eine Art Lomonossow-Universität für Arme.

 

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Die Markthallen sind die größten Mitteleuropas und das hat einen erstaunlichen Grund: im ersten Weltkrieg wurden in ihnen Zeppeline gebaut. Da kann man doch die Rigaer nur beglückwünschen. Wenn sie sich entschieden hätten, die Hallen für den Bau von Cargoliftern zu verwenden, hätten sie jetzt ein defizitäres Spaßbad (Gruß nach Brandenburg!).

 

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Tja, und während Simon und Claudia unbedingt eine Tour mit dem Tretboot auf dem Stadtkanal machen mussten, habe ich einige Menschen fotografiert und dabei diese vier jungen kennengelernt. Der Typ mit dem Kopfhörer studiert übrigens Kommunikationsdesign in England. Mal sehen, ob er mir eine E-mail schreibt.

 

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Tartu die 2.

Wir wären ungerecht, ließen wir das zuvor Geschriebene einfach so stehen. Es würde Tartu in einem all zu tristen Licht erscheinen lassen.

 

Die Stadt hat 100.000 Einwohner und darunter sind ca. 18.000 Studenten, die an der wichtigsten Universität Estlands studieren. Gerade ist mit EU-Mitteln alles bestens saniert worden. Die Antikensammlung im Museum der Universität ist auch montags geöffnet, so dass wir eine Besichtigung machen.

 

Hier vie Venus von Neonröhre:

 

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Hier die heiligen Bewacher des Kachelofens:

 

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Es gibt gerade eine Sonderausstellung mit historischen Photogravuren und einigen Heliogravuren zu sehen. Passend zu dieser alten photografischen Reproduktionstechnologie ist mitten im Raum eine große, begehbare Camera Obscura aufgebaut. Simon hält ein Blatt Papier in die Schärfeebene und der provisorische Einlinser lässt eine Bild des davor liegenden Raumes erstrahlen.

 

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Schließlich besichtigen wir auch noch die sehr schöne Aula der Universität. Ich bin ein wenig an Jena erinnert, was die Dimensionen betrifft, aber auch die Tradition, zahllose Denkmale aufzustellen und an den Häuser Plaketten anzubringen, wenn sie einst einem Professor oder anderen Berühmtheiten als Herberge dienten. Wenn schon die Berühmtheiten gehen, sollen wenigstens Denkmäler bleiben in den kleinen Universitätsstädten.

 

 

In einem Spielzeugladen entdecke ich ein unverschämtes Produkt, welches die Kinder ultimativ aufzufordern scheint, die Eltern zu nerven.

 

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Den Nachmittag verbringen wir in einem schönen nostalgischen Cafe. Es gibt fantastische Torten – die „Düsseldorfer Schokoladentorte“ ist ein riesiges Stück Trüffelpraline.

 

Die Kellnerinnen tragen Schildchen: „Opilane“ und „Uina“.  – und ich weiß nicht recht, ob die Schildchen vielleicht doch die kulinarischen Köstlichkeiten bezeichnen, die serviert werden. Alles verleitet sehr zum Naschen.

 

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Außerhalb der Altstadt entdecke ich viele nette Holzhäuschen und ehemalige Professorenvillen, aber auch einen skurrilen Wohnturm.

 

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Bei meinem morgendlichen Spaziergang wird überall gefegt – Fegen und Rasenmähen scheint eine Leidenschaft der Esten zu sein.

 

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Das Ganze passt zu den liebevollen Restaurierungsarbeiten, die jeden noch so kleinen Dorfbahnhof zum Schmuckstück herausputzen.

 

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Inzwischen rollen wir mit der lettischen Bahn durch das Land und sehen den kleinen, aber auffälligen Unterschied zu Estland. Die Schaffnerin kommt nicht mit einem elektronischen Terminal angelaufen, sondern füllt den Fahrschein per Hand aus und stempelt ihn ab. Die Bahnhöfe sind keine schmucken Holzhäuschen mehr, sondern gemauerte Schuhkartons. Aber wir können auch im lettischen Zug mit Euro bezahlen, obwohl hier der Lat gilt. Und das Umsteigen in Valga, der geteilten lettisch-estnischen Grenzstadt, gestaltet sich von einer Bahnsteigseite auf die andere ganz einfach. Und ab geht es wieder – stundenlang durch Birken- und Kiefernwälder, man könnte meinen, man fahre durch Brandenburg….

 

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