Heute (22.02.) sind wir planmäßig nach Santiago de Chile gefahren. Die Adenüberquerung erfolgte diesmal nur in ca. 2.500 m Höhe, war aber nicht minder abenteuerlich. Interessant war zunächst, die parallel zur Straße verlaufende Andenbahn. Die stillgelegte Schmalspurbahn verläuft größtenteils eingleisig, es gibt lediglich einige Ausweichstellen. Zahlreiche mehr oder weniger massiv gebaute Einrichtungen schützen die Bahnstrecke vor Schneeverwehungen und Lawinen. Fast an jeder der kleinen Stationen sind noch die Wassertürme mit Holzbottichen zu sehen. Auf chilenischer Seite wird ein Teil der Strecke von einer der Minen noch als Grubenbahn genutzt.

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Bahnbrücke und Schneeschutzbauwerk

Beim Besuch des Eisanbahnmuseums in Santiago de Chile haben wir erfahren, dass die beiden Regierungen sich vor kurzem darauf verständigt haben, die Strecke bis 2008, dann wäre das 100jährige Jubiläum, wieder herzustellen und zwar mit einem neuen Tunnel und teilweise neuer Trasse.

 

ausweichstelle-andenbahn.jpg Ausweichstelle mit altem Wasserturm

 

Auch die Reste der alten Straßenverbindung kann man ab und zu noch sehen, denn die eigentliche Passtrasse ist neueren Datums. Der Pass ist relativ stark befahren, zumindest im Vergleich zu dem deutlich höheren Paso de San Francisco, den wir auf dem Hinweg nach Argentinien nahmen. Das erste Abenteuer des Tages war die Durchquerung des Andentunnels. Auf ca. 3 km Länge enthält der Tunnel, der in nur einer Röhre mit 40 km/h durchquert werden muss, keine einzige Nothaltebucht, keine Abluftabsaugung und nur eine sehr dürftige Beleuchtung. Das eigentliche Abenteuer des Tages war jedoch die Abfertigung an der Grenze. Dort empfing uns ein für europäische Verhältnisse heilloses Durcheinander von Leuten in den unterschiedlichsten Uniformen. Ein argentinischer Beamter nahm uns, wohl um später etwas Bestechungsgeld zu erpressen, ein Fahrzeugdokument zuviel ab. Darauf wollten uns die Chilenen nicht passieren lassen. Wir fuhren zurück und Claudia ging auf argentinischer Seite auf die Suche nach dem zuviel einbehaltenen Dokument, was schließlich von Erfolg gekrönt war. Dann wurden wir plötzlich zum Zoll gewunken. Natürlich wurde der geschmuggelte Käse wieder nicht gefunden. Aber unser mühsam geschnürtes Paket in die Heimat mussten wir öffnen. Auf Claudias Beschwerde hin wurde es wenigstens mit Klebeband wieder verschlossen. Die ganze Grenzabfertigung – diesmal Chilenen und Argentinier mehr oder weniger gemeinsam – spielte sich auf einem Schotterplatz ab, der weder Markierungen noch Hinweisschilder enthält. Wie gemütlich war doch dagegen die Fahrt über den Paso de San Francisco und wie nett – weil sicherlich seltener besucht – waren die dortigen Grenzbeamten. Insgesamt hatte uns die Prozedur eine gute Stunde gekostet, so dass wir das Vorhaben, in der nächstgelegenen chilenischen Stadt die Post aufzusuchen, aufgaben. Die Siesta nahte. Auf chilenischer Seite geht der von zahlreichen LKWs befahrene Pass übrigens in steilen Serpentinen ohne jede Leitplanke bergab, es gibt lediglich einige der von mir schon einmal beschriebenen Ausrollpisten für Fahrzeuge mit versagenden Bremsen. So machten denn auch einiger der LKWs Zwischenstopps, offenbar um die Eisen etwas zu kühlen. Landschaftlich reicht die Strecke nicht an den Paso de San Francisco heran, sie ist jedoch mit zahlreichen Herbergen und Skihotels vergleichsweise gut erschlossen. Besseren Straßenbelag fanden wir zumindest noch nicht vor. Offenbar leidet die teils in Beton und teils in Asphalt ausgeführte Strecke und Witterung und Verkehr erheblich, es wurde viel gebaut und oft waren mitten in den Bergen provisorisch errichtete Mischwerke für Beton und Asphalt zu sehen. Auf chilenischer Seite wird zudem an der Wasserkraftnutzung an verschiedenen Stellen gebaut. Kurz vor der Ankunft unternehmen wir den vergeblichen Versuch, an einer Tankstelle einen Stadtplan von Santiago zu kaufen. Schließlich ließen wir uns von einem Taxi auf den letzten Kilometern zum Quartier lotsen. Jetzt haben wir eine sehr preiswerte, aber solide Unterkunft in der Casa Kolping (richtig gelesen: das katholische Kolpingwerk betreibt in Chile eine kleine Hotelkette) am Rande des Barrio Brazil, einem bunten Viertel mit vielen historischen Häusern und einem sehr schönen Spielplatz im Zentrum. Unseren Mietwagen hat die Firma („First a Car“ – sehr zu empfehlen!) dankenswerterweise direkt am Hotel abgeholt. Morgen werden wir als erstes einen Ausflug zur Hauptpost unternehmen. Unser ohnehin nicht mehr ordentlich verschlossenes Paket haben wir um weitere Dinge ergänzt und dann am Abend hier sogar noch Bindfaden erstanden.