Da sind wir also nun schon fünf Tage in Rumänien und ich komme nicht nach mit Schreiben.

 

 

Fangen wir mit unserer ersten Station an. Baia Mare im Nordosten Rumäniens haben wir gewählt, weil es so gut zu erreichen ist. Jetzt will ich nicht sagen, dass das die einzige Attraktion ist, die die Stadt zu bieten hat. Aber … na, ja.

 

 

Abgestiegen sind wir im am besten beleumundten Hause, direkt am alten Marktplatz, dem heutigen Platz der Freiheit für bescheidene 50 € pro Nacht, Suite mit Kochnische und geräumigem Bad, klimatisiert selbstverständlich. Alles nigelnagelneu mit edelsten Materialien in einen historischen Speicher hineingebaut. Das Personal spricht fließend englisch, die Küche ist bestens.

 

 

Damit ist schon ein großer Vorteil von Rumänien beschrieben: man bekommt hier oft sehr viel für wenig Geld.

 

 

Was ist sonst zu Baia Mare zu sagen?

 

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Es gibt sehr, sehr viele Neubaublöcke für die ca. 130.000 Einwohner und eine relativ gut erhaltene Altstadt, auf die sich unsere Exkursionen im Wesentlichen beschränkt haben.

 

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Wir sind durch einen Park mit Heldendenkmal zu einem Freilichtmusum gewandert. Das Heldendenkmal habe ich fotografiert, die irgendwie alle sehr ähnlich aussehenden Bauernhäusschen nicht, denn ich wollte nicht für die Fotoerlaubnis bezahlen.

 

 

Wir haben einen kleinen Spaziergang durch die Gassen der Altstadt gemacht.

 

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Und aus der Ferne den gigantischen Schornstein der Kupferhütte bewundert. Der Schornstein, einer der höchsten des Landes, und die Hütte sind berühmt, denn im Jahre 2000 haben die Bewohner eine Umweltkatastrophe erleiden müssen, als der Damm eines Absetzbeckens mit hochgiftigen Abfällen brach und Teile der Stadt überflutete. Bis in das Donaudelta wurden die Giftstoffe gespült.

 

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Am Montag sind wir mit dem Zug weitergefahren. Erst nach Jibou und von dort nach Dej Calatori. Ein moderner Dieseltriebwagen. Leider funktionierte die Klimaanlage nicht, statt dessen tropfte eine stinkende Flüssigkeit aus der Deckenverkleidung auf Simons T-Shirt. Der Schaffner nahm dies schulterzuckend zur Kenntnis, wischt kurz an der Decke lang, das war`s. In Dej Calatori hatten wir zwei Stunden Aufenthalt, die aber schnell vergingen, denn im Zug haben wir Tamasz, einen Medizinstudenten kennen gelernt. Er fuhr zurück in seinen Studienort und beantwortete uns zahlreiche Fragen zum Leben in Rumänien.

 

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Das Durchschnittseinkommen beträgt hier ca. 400 € pro Monat, im Jahre 2009 waren es noch ca. 300 €. Große Teile der Jungend wandern aus. Gute medizinische Behandlung ist trotz einer staatlichen Krankenversicherung nur gegen Backschisch zu haben. Und nur dies mache den Arztberuf noch attraktiv.

 

 

 

Das und noch einiges mehr hörten wir, während wir in einem Bahnhofsrestaurant saßen, dass mich ganz stark an Mitropakneipen meiner frühen Kindheit erinnerte, bis auf die Kühlschränke. Es war ein richtiger verqualmter Saloon und ich hätte mich nicht gewundert, wenn ein paar Cowboys hereingeritten kämen. Auf dem Bild unten sieht man rechts hinten einen merkwürdigen Holzverschlag: das ist das NICHT-Raucherzimmer. Es ist so klein (ca. 3 m²). Dass ich da drinnen mein Stativ erst gar nicht aufgebaut habe. Ja, gequalmt wird in Rumänien allerorten. Überhaupt sind die Warteräume auf den Bahnhöfen eine eigene (Bild-)Geschichte wert. Aber die wäre so scharf, die gibt es nur in meiner Galerie … irgendwann im Herbst.

 

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Als wir in unseren Schnellzug stiegen, gab es eine nicht ganz so angenehme Begegnung. Ein Schaffner blaffte uns an, wo unsere „Reservacia“ sei. Wir haben verständnislos im zweifachen Sinne auf unsere 1. Klasse-Tickets verwiesen und den nur halbvollen Waggon. Schließlich kam ein zweiter Schaffner vorbei, der den ersten besänftigte und alles mit einer winkenden Handbewegung zu Ende brachte. Später haben wir im Reiseführer zufällig gelesen, dass man in Rumänien für sämtliche Schnellzüge neben der Fahrkarte eine Reservierung benötigt.

 

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Unser Zug fuhr mit mäßigem Tempo durch die Karpaten. Zahlreiche Tunnel und Brücken wurden passiert und an den merkwürdigsten Orten gehalten. Oft auch deshalb, weil große Teile der Strecke eingleisig sind – inzwischen muss man sagen, denn die Oberleitungen sind noch zweigleisig ausgebaut und oft liegt auch das zweite Gleis noch versteckt unter hohem Gras und Büschen.

 

 

Dann hielt unser Zug in Vatra Dornej, mal wieder reichlich sechs Stunden für ca. 200 km. Die Zeit des Passagiers ist für die rumänische Bahn ein bedeutungsloses Gut – das mag man denken, wenn man Fahrtempo und Anschlusswartezeiten betrachtet. Dann gibt es noch die zahllosen Haltestellen. Allein in Vatra Dornei gibt es zwei Bahnhöfe – ca. 1,5 km voneinander entfernt – und an beiden hält der Schnellzug. Für einen Ort mit ca. 5.000 Einwohnern ein sensationelles Privileg.

 

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Das rührt gewiss aus der Zeit, als Vatra Dornei noch ein luxuriöser Kur- und Wintersportort war. Selbst der österreichische Kaiser ließ sich regelmäßig Wasser aus einer der 30 Heilquellen liefern. Ja, der Ort in den Karpaten war mal ein Teil von Österreich-Ungarn.

 

 

Wir haben hier Station gemacht, weil wir auf spannende Bäderarchitektur hofften. Tja, von dem ca. 120 Jahre alten Kurhaus ist nicht mehr viel übrig.

 

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Und die alte Badeanstalt sieht heute so aus.

 

 

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Aus dem Quellenpavillion hat jemand einen Kiosk gemacht.

 

 

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Überhaupt scheint Rumänien das Land der Kioske zu sein. Es gibt sie in zahllosen Varianten: Holz, Stein, Plastik – alles ist erlaubt und vor allem überall. Jeder versucht irgendwo irgendwas zu verkaufen. Selbst die Obstverkäuferinnen auf dem Markt sind noch um 21.00 h anzutreffen.

 

 

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Gestern sind war daher gewandert. Gleich hinter dem Kurpark auf einen hohen Berg, vom Gipfel ging es mit dem Sessellift zurück.